Der RurUfer-Radweg
Drei Länder - zwei Räder - ein Fluss
Beim Radeln auf dem über 170 Kilometer langen RurUfer-Radweg zwischen der Quelle im Hohen Venn bei Botrange (Belgien) und der Mündung in die Maas bei Roermond (Niederlande) ist die Rur Dein ständiger Weggefährte. Die Strecke ist so abwechslungsreich wie die Geschichte der Rur selbst
Die Route führt Dich vom belgischen Signal de Botrange über das Hohe Venn ins idyllische Monschau. Die Stadt der Tuchmacher in der Eifel lockt mit zahlreichen Fachwerkhäusern und Gassen, die verzaubern. Die Fahrt geht weiter durch das tiefe Rurtal entlang beeindruckender Schieferformationen nach Einruhr. Der imposante Rursee begleitet Dich auf der weiteren Route, wenn es durch den Nationalpark Eifel über den Staudamm Schwammenauel bis nach Heimbach und dem sehenswerten Jugendstilkraftwerk geht.
Auf der Strecke nach Düren verwandelt sich die bergige Landschaft der Eifel in weitläufige Auen. Museen, wie das Papiermuseum oder das Leopold-Hoesch-Museum, sind hier eine ausgiebige Pause wert. Weiter geht es in die historische Festungsstadt Jülich, in der Dich der Anblick der Zitadelle aus der Renaissancezeit beeindrucken wird. Die Landschaft bleibt flach, die Rur scheint gezähmt.
Nun kommst Du ins Heinsberger Land, das durch weite Felder, Wiesen und Wälder geprägt ist. Wo früher die Korbmacherei ein wichtiger Industriezweig war, zeugen zudem der Steinkohleförderturm der ehemaligen Zeche Sophia Jacoba und die Millicher Halde von der einstigen Bedeutung des Bergbaus für die Region. Vorbei am Adolfosee mit Blick von weitem auf den Bergfried in Wassenberg und dann entlang des Effelder Waldsees erreichst Du bald die alte niederländische Bischofsstadt Roermond.
Doch die Rur mit ihrer charakteristischen Natur und die Zeitzeugen entlang des Flusses bieten noch weitaus mehr Geschichte(n), die es von Dir zu entdecken gilt.
  • Foto: Dennis Stratmann

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Erlebe naturnahes Radwandern auf dem RurUfer-Radweg
Über die Jahrhunderte war das Gebiet rechts und links der Rur dem stetigen Wandel durch erbitterte Kriege, wechselnde Herrschaftsverhältnisse, gewaltige Naturereignisse und nicht zuletzt durch die fortschreitende Industrialisierung unterworfen. Ab dem Frühjahr 2021 werden die Geschichten unterschiedlicher Zeitzeugen an insgesamt 19 Rast- und Erlebnisstationen, die den RurUfer-Radweg säumen, wieder lebendig. Du erfährst zum Beispiel, warum es in Einruhr Fachwerkhäuser gibt, die einmal in Pleushütte standen, und warum in Monschau zur Blütezeit der Tuchindustrie die Rur jeden Tag eine andere Farbe hatte. Oder warum man vom "Indeschen Ozean" spricht und wie der Kaffee von den Niederlanden über die Grenze nach Deutschland geschmuggelt wurde. Folge Zeitzeugen aus Vergangenheit und Gegenwart, die den Veränderungen von Natur- und Kulturlandschaften am Fluss eine Stimme und Dir Einblicke in persönliche Schicksale geben. Ob Zöllner, Herzog oder Biber: Sie und viele andere erzählen auf dem RurUfer-Radweg von ihrer eigenen Geschichte und damit auch von der Geschichte der jeweiligen Region.
Hier ein Einblick in die Geschichten, in die Du an den
19 Erlebnisstationen entlang des Weges eintauchen kannst:
  • Station 1: Kalterherberg

    Belgischer Zöllner:
    „1946 musste ich tatsächlich einer Mutter mit drei kleinen Kindern am Heiligen Abend verbieten, ihre Großeltern in Küchelscheid zu besuchen, nur weil eines der Kinder keinen gültigen Passierschein hatte.
    Das ganze Theater nur wegen dieser leidigen Grenze und den deutschen Exklaven hier im Osten Belgiens, abgetrennt durch die belgische Vennbahn.
    Die Grenze gibt es immer noch. Nur muss ich sie – Schengen sei Dank! – nicht mehr bewachen.“

  • Station 3: Monschau Burgau

    Färber: „Monschau war einmal das Zentrum Deutschlands. Zumindest, was die Tuchproduktion angeht! Im 18. Jahrhundert war die Stadt bekannt für die besten Stoffe des Landes. Warum? Erstens gab es genug Wolle von heimischen Schafen. Zweitens war da der Torf aus dem Hohen Venn, der als Brennmaterial beim Färben und Trocknen der Stoffe diente. Und außerdem das kalkfreie Wasser der Rur, zum Waschen und Färben der Wolle und zum Antreiben der vielen Mühlen der Manufakturen in der Stadt. Zeugen dieses wirtschaftlichen Erfolgs sind bis heute die repräsentativen Wohn- und Geschäftshäuser unserer Fabrikantenfamilien.“

  • Station 4: Hammer

    Herman Hammerschmidt:
    „Im Jahr 1463 wurde mir an diesem Ort offiziell erlaubt, ein Hammerwerk zu errichten. Ab diesem Zeitpunkt dröhnte es hier den ganzen Tag - immer im gleichen Rhythmus: Ding, Ding, Ding, ...
    Mit jeder Umdrehung des Mühlrades hob sich der bis zu 300 Kilogramm schwere Hammer mehrere Male und fiel dann ungebremst auf das Stück Eisen, das man gerade darunter hielt, herab. Das ist nun über 550 Jahre her, heute ist der Großteil der Anlage verschwunden. Aber der Name des Dorfes ist Zeugnis der Geschichte: Hammer, oder?“

  • Station 8: Jugendstilkraftwerk"

    Ehemaliger Maschinist des Kraftwerks:
    „Früher war in diesem Jugendstilbau der Lärm so ohrenbetäubend, dass sich der Obermaschinist nur mit Trillerpfeife und Glocke bemerkbar machen konnte. Ich hatte meine Arbeitssachen an, war mit Öl beschmiert und total durchgeschwitzt. Bei seiner Einweihung war das Wasserkraftwerk Heimbach das modernste und größte Kraftwerk Europas. Und jetzt: jetzt erklingt hier beim Festival „Spannungen“ regelmäßig die schönste Kammermusik der Welt.“

  • Stadtpark 15: Jülich

    Herzog Wilhelm:
    „Schon immer wollte ich die Stadt Jülich zu einer starken Festung ausbauen. Fast eine glückliche Fügung war es für mich, dass ein Großteil der Stadt 1547 einem Feuer zum Opfer fiel. So konnte Jülich mit der Zitadelle nach dem damaligen Ideal einer modernen Stadtanlage neu aufgebaut werden. Daran änderte auch die große Zerstörung des Zweiten Weltkrieges nichts, denn die Stadt wurde auf dem alten Grundriss, im gleichen Stil wiederaufgebaut. Meine Planungen aus dem 16. Jahrhundert bestehen also bis heute und prägen die Stadt.“

  • Station 12: Stadtpark Düren

    Großmutter aus Düren:
    „Bedingt durch das weiche Wasser der Rur, das Vorkommen weiterer Rohstoffe und das gemäßigte Klima, konnten hier schon lange vor der industriellen Papierherstellung sehr feine Papiere hergestellt werden. Und so hat die Papierherstellung hier bei uns in der Region Düren schon vor fast 450 Jahren mit den ersten Papiermühlen begonnen. Bis heute ist Düren eines der führenden Zentren der Papierindustrie: Noch über 160 Firmen beschäftigen sich mit der Papierherstellung, -verarbeitung oder -zulieferung.“

  • Station 17: Millicher Bach

    Opa mit Enkel:
    „Als ich noch ein Kind war, damals in den 1940er-Jahren, da war die Rur noch ein ganz anderer Fluss. Mein Vater hat mir hier noch das Lachse Angeln beigebracht. Aber weil die Rur so oft über die Ufer trat, wurde der Flusslauf stark verändert: Talsperren, Begradigungen, Wehre und Deiche – das Korsett für den Fluss wurde immer enger. Aber, so langsam merken die Leute, dass nicht alles, was früher gemacht wurde, besser und gut war, und denken wieder andersherum. Und Dank der Renaturierung nistet nun hier auch wieder der Eisvogel.“

  • Station 19: Grenzübergang

    Schützenbruder:
    "Bis 1953 war die Kaffeesteuer ja so hoch, zuletzt 10 Deutsche Mark pro Kilo, dass man sich den Kaffee bald nicht mehr hätte leisten können. Hätte es da nicht "Et Männke" gegeben - ein Laden mit Gaststätte auf holländischer Seite, die vom Geschwisterpaar Harry und Mir betrieben wurden. Einmal haben die Effelder sogar mit dem gesamten Schützenzug - samt Kapelle - Kaffee über die Grenze geschmuggelt. Die dicke Trommel war am Ende sogar so schwer, dass sie zu zweit getragen werden musste."

  • Station 18: Ophoven

    Biber:
    „Gefällt Dir meine Arbeit? Ich habe hier in der Gegend schon einiges bewegt. Wenn Du genau guckst, siehst Du bestimmt meine Spuren. Neben Euch Menschen sind wir die einzigen Säugetiere, die so aktiv in die Natur eingreifen! Ob das Konfliktpotential birgt? Na klar! Bauern und Gemeindearbeiter beschweren sich manchmal, weil ein Radweg einzustürzen droht, ein Acker plötzlich etwas kleiner oder überflutet wird. An-dererseits freut sich der Eisvogel über die steilen Uferwände für seine Brutröhren. Wo genagt wird, fallen Späne!“

Touren in die Regionen am RurUfer-Radweg
Du willst die verschiedenen Regionen näher kennenlernen? Dann lasse Dich inspirieren. Es gibt unterschiedliche Radtouren-Vorschläge, die vom RurUfer-Radweg in die Regionen führen und einen Abstecher unbedingt wert sind. Vielleicht interessierst Du Dich für den Braunkohletagebau Inden mit seinem von weitem sichtbaren Indemann. Das stählerne Monument kannst Du besteigen und einen traumhaften Panoramablick genießen. Diese Blickweite hast Du auch vom Wassenberger Bergfried - dem über 600 Jahre alten Gemäuer an der Burg - oder wenn Du die sogenannte „Himmelstreppe“ in Hückelhoven erklimmst.
Weitere Informationen:
+49 (0) 2446 805 790